Vom Dorf aufs Land, in die Stadt, ans Meer – mein Lebenslauf in Worten
Manche beschreiben ihn als chaotisch, andere als aufregend oder speziell – für mich ist er einfach wunderbar & einzigartig!
“Dorfkinder sind die glücklichsten Kinder!”
Ich bin in den letzten Jahren viel umgezogen, habe häufig meinen Wohnort gewechselt und so verschiedenste Orte und damit verbundene Lebensstile kennen gelernt. Alles begann jedoch mit meiner glücklichen Kindheit in einem kleinen Dorf im Münsterland. Ich habe dort ein richtiges “zu Hause” erfahren, konnte viele Stunden in der freien Natur, im eigenen Garten und vor allem gemeinsam mit meiner drei Jahre jüngeren Schwester verbringen. Wie schön ist das Gefühl, vor der eigenen Haustür mit den Nachbarkindern zu spielen, stundenlang auf Sandhaufen der Baustelle von nebenan zu toben, die Natur in der Umgebung mit dem Fahrrad oder auf Inlinern zu erkunden, mit seinem Haustier im Garten zu spielen oder mit Straßenmalkreide den Asphalt in ein kunterbuntes Kunstwerk zu verzaubern. Meine Kindheit war geprägt von viel Freiheit, Natur, eigenen 4 Wänden mit der Familie und vielen Freunden in meinem Umkreis. Ich erkenne heute, dass diese Zeit mir eine solide Basis für mein Leben geschaffen hat und für die ich sehr dankbar bin!

Wenn die Zeitangabe fürs nach Hause kommen “bis es dunkel wird” ist! (Dorfkindmomente)
fb.com/dorfkindmomente
Mit 20 wieder ein Landei
Als ich damals von zu Hause ausgezogen bin und zu dem Zeitpunkt schon ein Jahr in Australien gewesen bin, hat es mich tatsächlich wieder aufs Land verschlagen. Eher untypisch für eine 20-Jährige, wenn es andere nach dem Abi in große Städte zum Studieren oder Arbeiten verschlägt. Doch ich hatte zu diesem Zeitpunkt genau ein Ziel vor Augen- ich möchte genau in DIESE Tischlerei aus dem BM Magazin, um dort meine Ausbildung zu machen. Dass die Tischlerei irgendwo im Nirvana des Westerwaldes liegt, hatte mich nicht eine Sekunde davon abgehalten. Im Gegenteil – ich wollte raus, was erleben, bei den vielseitigen bundes-und sogar europaweiten Projekten im Bereich Innenarchitektur mitwirken und ganz viel lernen! Außerdem war nach einem Jahr am anderen Ende der Welt, die Hürde 300 km von zu Hause weg zu ziehen nicht mehr all zu groß.
Aus Australien hatte ich mich also um einen Ausbildungsplatz als Tischlerin bei der Möbelwerkstätte Schumann in Altenkirchen (Ww) beworben, in der ich glücklicherweise den Platz bekommen habe und das obwohl das Vorstellungsgespräch zwischen dem -31° und dem 50° Breitengrad der Erde stattgefunden hat. Damals also schon total digital! Ich suchte mir also passend zum Ausbildungsbeginn eine eigene Wohnung im bis dahin noch völlig unbekannten Westerwald. Wie der Teufel es wollte, fand ich nicht nur eine Traumwohnung mit großer Terrasse und Blick ins Grüne, sondern auch gleich bei der Besichtigung die wohl nettesten und einzigartigsten Zwillinge im ganzen Westerwald, mit denen ich so viel Zeit verbracht habe, dass meine Zeit im Westerwald wie im Flug verging. Man konnte dort so viel Zeit draußen in der Natur verbringen zum spazieren, laufen, Fahrrad fahren, dass das Abschalten nach Feierabend nicht schwer viel. (Zu meiner Ausbildung könnt ihr gerne mehr in meinem Beitrag “So schön ist Handwerk” lesen.)

Richtung Süden…
Nach 2,5 Jahren Ausbildung und viel körperlicher Arbeit, ging es dann, nach langem Überlegen was und in welcher Stadt ich denn am liebsten studieren möchte, in die süddeutsche Metropole Stuttgart! Voller Neugier, wie es sich denn wohl in der Unternehmerstadt schlechthin lebt, zu der ich bis zu dem Zeitpunkt nur Mercedes, Porsche und die Weinberge verband, und voller Vorfreude aufs Studium suchte ich mir hier eine kleine WG. Ziemlich zentral mit nur wenigen Gehminuten zur U-Bahn und einem kleinen Balkon Richtung Innenhof – denn wenn schon Stadt, dann auch mitten drin! Im März dort in meiner neuen Umgebung angekommen mit den ersten geknüpften Bekanntschaften und Eindrücken aus dem Studium, hat mich das Stadtleben dann spätestens zum Sommer ziemlich herausgefordert. Ich kannte bis dahin das Gefühl gar nicht, sich nicht einfach mal so, ohne großen Aufwand in die Sonne setzen zu können. Da gab es nur zwei Möglichkeiten – entweder man setzt sich auf den nahe gelegenen Marienplatz und versuchte dort zwischen Skatern, Kindern, Bussen und Bahnen etwas Sonne zu tanken oder man fährt mindestens 30 min mit der Bahn in das nächst gelegene und völlig überfüllte Freibad, um sich dort von den 32 Grad abzukühlen. Mit Erholung hatte das für mich nichts zu tun! Doch das Leben in einer Stadt war natürlich nicht nur anstrengend. Ich genoss es z.B. immer total auf dem Heimweg von der Hochschule durch die Altstadt zu laufen, in die schönen Schaufenster von Möbel- und Klamottengeschäften zu schauen und sich einfach treiben zu lassen. Ein kurzer Einkauf im City Supermarkt oder ein kleiner Abstecher im Secondhandshop meines Vertrauens machten den Heimweg meistens sehr attraktiv und manchmal auch nicht immer ganz so günstig. Auch die vielen spontanen Verabredungen in einem der tollen Stadtcafés, im Schlossgarten oder einfach mit einem Eis in der Hand auf der Treppe in der Fußgängerzone, rundeten das Angebot und mein Leben in der Stadt ab. Was mir bei allem jedoch oft sehr fehlte, war der Zugang zum Wasser – vor allem in den heißen Sommermonaten mit der Kessellage der Stadt. Der Neckar war nicht weit entfernt, jedoch kaum zugänglich und leider kein Anziehungspunkt, wie man es z.B. aus den Städten Köln, Düsseldorf und Frankfurt a.M. kennt.
Der Großstadt-Dschungel
Da mir das Stadtleben jedoch grundsätzlich ganz gut gefiel und ich auf jeden Fall noch weitere Städte entdecken wollte, entschied ich mich während meines Studiums für mein Praxissemester nach Frankfurt a.M. zu gehen- rein in die Großstadt, ins Getümmel der Bankenstadt und durchstarten in einer Stadt, die für eine Bau-Wirtschaftsingenieurin nicht besser sein könnte! Ich weiß gar nicht, ob ich an Liebe auf den ersten Blick glaube, aber in diesem Fall war es so! Frankfurt + ich = ♡ In einer kleinen, gemütlichen Altbauwohnung direkt am Main wohnte ich für die Zeit mit meiner besten Freundin, die schon länger in der Stadt lebte, zusammen. Ich genoss in dieser Zeit richtig das Großstadt Leben, umgeben von den vielen Hochhäusern in der Innenstadt und ergänzend das viele Grün draußen direkt vor der Tür entlang des Mains. Ich kann die Stunden gar nicht zählen, die ich hier auf Inlinern, in Laufschuhen oder auf dem Fahrrad am Wasser verbracht habe. Und da ich mich in dieser Zeit nicht nur in die Stadt verliebt habe, sondern auch in einen der 376.528 Frankfurter ♡ , habe ich schweren Herzens nach einer tollen 9-monatigen Zeit in Frankfurt die Stadt wieder verlassen, um mein Studium in Stuttgart fortzuführen. Aber eins kann ich sagen, die ICE Strecke Frankfurt – Stuttgart stand ab dem Zeitpunkt nicht mehr still! So hieß es also für die nächsten Monate Pendeln, Fernbeziehung, zwei Wohnorte und alles was dazu gehörte. Aber da eins klar war, dass es nach dem Studium auf jeden Fall wieder für mich nach Frankfurt geht, war auch diese Zeit absehbar und am Ende auch gar nicht so schlecht.
Der Ebbelwoi und das Bauen
Und so war es dann auch. Ich suchte mir nach meinen letzten 9 Monaten in Stuggi, meinen ersten “richtigen” Job nach dem Studium in der Stadt, wo es vor Baukränen und Baustellen nur so wimmelte. Hoch motiviert und gewappnet mit einem gut abgeschlossenen Studium startete ich in der Baubranche bei einer großen Firma für Mieterausbau durch. Was ich an diesem Job total genossen habe, war alle meine Baustellen mit dem Fahrrad erreichen zu können. Ohne lästige Staus und immer mit dem Motto “der Weg ist das Ziel” ging es also mitten durch den Hochhaus Dschungel, am Main entlang oder durch eines der vielen schönen Altbauviertel mit dem Fahrrad Richtung Baustelle.
Da ich bereits für meinen ersten Frankfurt Aufenthalt unbedingt in die Nähe des Wassers ziehen wollte und dies total genossen habe, haben mein Freund und ich uns wieder eine Wohnung, diesmal sogar mit Blick auf den Main am Westhafen gesucht. Die Wohnung war für uns ein wahrer Glückstreffer, aus der Haustür raus und direkt am Main sein- ein Traum! Wir haben unsere Freizeit fast ausschließlich am Wasser verbracht- entweder mit einem ausgiebigen Spaziergang mit Blick auf die Hochhäuser auf der einen Seite und den vielen Grünflächen auf der anderen Seite, einer Laufeinheit stadtauswärts oder mit einem Ebbelwoi [hessisch= Apfelwein] in der Hand im Main Café.
Das pulsierende Stadtleben
Viele lieben wahrscheinlich, genauso wie ich, die vielen Vorzüge einer Stadt. Ein ausgiebiges Shoppingangebot, gefüllte Straßencafés aus denen man das Treiben der Stadt beobachten kann, viele verschiedene Märkte, Restaurants bis das Auge reicht und ein Nachtleben, wovon “Dorfkinder” nur träumen. Wenn ich das gerade so beschreibe, hört sich das erst einmal alles ziemlich gut an. Doch je länger ich in der Stadt lebte, desto mehr habe ich auch die negativen Erfahrungen eines Stadtlebens kennen gelernt. Auch wenn es zunächst unterbewusst war, ich störte mich immer mehr an dem Verkehrslärm, an Ruhestörungen durch Menschen und Autos, an den vielen Menschenmengen am Bahnhof, in Bahnen und an der unaufhaltsamen Schnelligkeit, die in der Stadt zu spüren war. Da ich mich allerdings schon so an meine täglichen Abläufe in der Stadt gewöhnt hatte, habe ich lange gar nicht meine innere Unruhe erkannt. Nur manchmal, meistens an Freitagabenden, wenn ich völlig erschöpft nach einer mal wieder stressigen Arbeitswoche aufs Sofa gefallen bin, spürte ich, dass mich schon geringste Kleinigkeiten aus dem Gleichgewicht brachten. In solchen Momenten habe ich mir immer vorgestellt, am Meer zu sitzen, ganz weit auf den Horizont zu schauen und nur das Meeresrauschen zu hören. Ich hatte zum Abschalten schon immer den Drang zum Wasser. Da der Main direkt vor unserer Haustür war, versuchte ich meinen Ausgleich dort zu finden. Regelmäßig nach dem Joggen habe ich mich noch für 10 Minuten an meine Lieblingsstelle ans Wasser gesetzt und vereinzelten Segelbooten oder den Enten beim Baden zugeschaut.
Wasser- mein Element?!
Ich glaube daran, dass jeder Mensch sein eigenes Element hat. Welches Element zu mir gehört, ist mir schon lange klar. Wasser hat für mich eine sehr starke Anziehungskraft und ich merke immer wieder, dass es mir am Wasser am besten geht. Vielleicht liegt es daran, dass Wasser das Element des Sternzeichens Krebs ist und Wasser zu meinem Lebensraum gehört. Mit Wasser verbinde ich ganz viel Ruhe, Kraft, Beständigkeit, Beweglichkeit und vor allem Gleichmäßigkeit.
Als kleiner Exkurs: Im Fengshui sind für Menschen mit dem Element Wasser folgende Umgebungen und Landschaften wichtig, um ausgeglichen zu sein: “Orte mit reichlich Wasser, z.B. in der Nähe von Meer, Flüssen, Seen oder Mooren. Auch Städte mit Kanälen wie z.B. Venedig und Amsterdam. Sehr abwechslungsreiche Landschaften mit einer welligen Silhouette.” Diese Beschreibung finde ich echt zutreffend und ich würde stark behaupten, dass ich das schon gemerkt habe, als ich das erste Mal nach Frankfurt gezogen bin – eine Stadt in der mitten ein Fluss fließt, um den sich alles herum dreht, der Lebensmittelpunkt für Menschen in Freizeit und Beruf ist und der durch das permanente Fließen die Hektik der Stadt ausgleicht.
Habt ihr euch schon mal gefragt, was euer Element ist?
Das Meer und ich
Da mein Gefühl, dass ich ans Wasser gehöre immer stärker wurde, bin ich dem im letzten Jahr gefolgt und ans Meer gezogen. Natürlich nicht einfach so und nach dem Motto….
“Manchmal muss man einfach weg – egal wohin -Hauptsache ans Meer!”
VISUALSTATEMENTS.NET
… sondern wie es der Zufall so wollte, hat sich für mich ein langersehnter und bisher unvorstellbarer Traumjob auf der ostfriesischen Nordseeinsel Norderney ergeben. Somit hat es mich im letzten Jahr, wie könnte es nicht besser sein, zum Winter auf die schönste Nordseeinsel verschlagen. Da ich schon häufiger dort Urlaub gemacht habe und auch letztes Jahr unbedingt meinen Geburtstag dort verbringen wollte, hatte ich eine gewisse Sympathie für die Insel schon vor meinem Jobwechsel.

Das Bett nur 400m vom Meer entfernt
Nun fragt ihr euch bestimmt, wie ist es eigentlich auf einer Insel zu wohnen? Und ich kann euch sagen: EINFACH TOLL! Manchmal wache ich morgens auf und frage mich “Lebe ich jetzt wirklich auf einer Insel und ist das Meer tatsächlich nur 2 Minuten von meinem Bett entfernt?” Einfach ein unbeschreibliches Gefühl und nach mittlerweile einem Jahr tatsächlich noch keine Normalität für mich!
Ich mag auf der Insel zudem die Lebensqualität, die durch kurze Wege und Spontanität entsteht. Da alles in nur wenigen Fahrrad- oder Gehminuten erreichbar ist und man sich oft einfach spontan begegnet, sind die Aktivitäten mit und die Beziehungen zu den Menschen einfach sehr unkompliziert. Bei Sonnenschein muss man sich sowieso gar nicht fragen, was man machen will, denn es heißt einfach immer raus ans Meer! Und das eigentlich bei jedem Wetter, denn auch bei Schmuddelwedda ist es toll, nach einem ausgiebigen Spaziergang am Meer ins Gemütliche zu kehren und sich mit einer Tasse Tee oder einem warmen Milchreis aufzuwärmen. Die Emotionen “Gehen, wenn es am Schönsten ist”, die bei meinen vielen bisherigen Tagesausflügen nach Norderney entstanden sind, wenn man wider Willen am Abend mit der letzten Fähre die Insel verlassen hat, kenne ich heute gar nicht mehr. Es ist einfach schön, nach einem wunderschönen Sonnenuntergang noch ein Weilchen am Strand sitzen bleiben zu können und sich keine Sorgen darüber zu machen, das Meer für längere Zeit nicht mehr zu sehen- denn es ist einfach immer da, direkt vor der Tür!

Veränderung ist am Anfang schwer, chaotisch in der Mitte, aber am Ende einfach schön!
21kollektiv
Ein Ortswechsel bringt natürlich erst einmal auch Unruhe und Veränderungen mit sich. Man hinterlässt, geografisch gesehen, lieb gewonnene Menschen, eine persönlich und mit viel Liebe eingerichtete Wohnung und bis man sich an sein neues Umfeld gewöhnt hat, vergeht meistens erstmal eine gewisse Zeit. Meine Lebensraum Erfahrungen “Stadt, Land, Meer” prägen mich und meinen Lifestyle mittlerweile sehr und obwohl ich mich momentan mit meinem Wohnort für “Meer” entschieden habe, liebe ich es mich in allen drei Umgebungen aufzuhalten. So ganz verzichten auf ein Stadtleben kann ich definitiv nicht, denn ich liebe nichts mehr als z.B. samstags, nach der ersten Tasse Kaffee auf dem Balkon über Märkte zu schlendern, in einem Straßencafé zu sitzen, sich einfach durch die Stadt treiben zu lassen und abends Dinge getan zu haben, die man morgens noch gar nicht erahnt hat.
1+1+1 = meins!
Da ich gerne alle drei Lebensräume um mich herum habe und die Kombination daraus ein für mich guten Lebensstil darstellt, versuche ich eine gute Mischung daraus zu leben. Mein Wohnort, an dem ich die meiste Zeit verbringe und arbeite liegt am Meer, verbunden mit punktuellen Besuchen in Frankfurt und vielen Wochenenden in meiner Heimat, draußen in der Natur im Münsterland.
In diesem Sinne, sucht eure Umgebung, findet euer Element & lebt euer Leben!

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