Warum der Tischlerberuf vielleicht genau der Richtige für Dich ist!
Was gibt es Schöneres als das Arbeiten mit Holz? Gar nichts! Holz ist einfach der schönste Werkstoff den es gibt, Holz ist vielseitig, Holz ist ein warmer Werkstoff und riecht gut, Holz schreibt Geschichte, Holz ist überall, ohne Holz ist alles doof…. Und das beste daran? Aus Holz kann man so gut wie alles bauen! Möbel, Häuser, Türen, Fenster, Böden, Accessoires… Damit genügend Gründe, um einen der schönsten Berufe der Welt zu lernen – Tischler/in!
Von der Schulbank an die Hobelbank
Wer nicht nur, genauso wie ich holzverliebt ist, sondern auch richtiger Experte in Sachen Holz werden möchte, der ist mit einer Tischlerausbildung genau richtig! Das gleiche habe ich für mich entschieden, sodass ich nach meinem Abi als kleiner Holzwurm in in eine Tischlerei gegangen bin. Da ich einfach so gerne an meine Tischlerausbildung zurück denke und auch noch 10 Jahre danach von meinem gelernten Handwerk und den gesammelten praktischen Erfahrungen profitiere, möchte ich euch ein wenig davon erzählen und vielleicht die ein oder andere oder auch den einen oder anderen von diesem schönen Beruf überzeugen.
Frauen sind die besseren Handwerker
Klingt ziemlich provokant, ist in vielen Dingen aber einfach so:
- Frauen sind kreativer
- Frauen sind sorgfältiger
- Frauen arbeiten konzentrierter
- Frauen haben ein besseres Gespür für Form & Farben
- Frauen sind geschickter
- Frauen können auch in verwinkelten Ecken arbeiten
Und ich finde das sind schon einige Gründe, warum es vor allem Frauen ins Tischlerhandwerk ziehen sollte! Nicht nur, weil es total kreativ ist und wirklich Spaß macht, sondern auch weil man einfach ne Menge lernt und das mit seinen eigenen Händen. Unter allen Handwerksberufen finde ich den des Tischlers/ der Tischlerin sowieso am allerbesten! Warum? Das erzähle ich euch nun.

Holz ist einfach eines der schönsten Materialien. Holz ist….
- natürlich
- vielseitig
- warm
- lebendig
- authentisch
Holz schreibt Geschichte
Das was ich an Holz am liebsten mag, dass es so viel Geschichte schreibt. Das Material Holz wächst für viele viele Jahre als Baum in einer Umgebung und sorgt dort neben seines eigenen Wachstums für die Sauerstoffversorgung von Mensch und Tier. Außerdem entstehen durch Bäume schöne Naturbilder, Landschaften und Lebensräume für viele Tiere. Ohne Bäume würde die Erde gar nicht existieren. Wenn ein Baum nach Ablauf seiner Lebenszeit gefällt wird, steht er zwar nicht mehr der freien Natur zur Verfügung, sorgt jedoch weiterhin in seiner neuen Umgebung für ein gutes Klima. Denn wusstet ihr, dass sich Holz ein Leben lang, auch als Möbelstück seiner Umgebung anpasst und dadurch positive Auswirkungen auf das Raumklima hat? Holz gleicht stets Schwankungen in der Luftfeuchtigkeit aus, indem es Feuchtigkeit aus der Luft aufnimmt und wieder in den Raum abgibt. Das erkennt man auch daran, dass sich unbehandeltes Holz verzieht, wenn es seine Umgebung wechselt, z.B. von kalt zu warm. Fachmännisch sagt man, dass Holz “schwindet und quillt” und spricht von einer Hygroskopie.

Ein Werk am Ende des Tages
Ich finde, dass vor allem das Material, mit dem man tagtäglich im Handwerk zu tun hat, ausschlaggebend für die Wahl seines Berufes ist. Könntet ihr euch zum Beispiel vorstellen, den ganzen Tag mit kaltem, hartem Metall zu arbeiten? Also ich mir nicht! Das nächste was ich an einem Handwerksberuf so schön finde ist, dass man abends sieht, was man geschafft hat. Ich fand das immer ein richtig zufrieden stellendes Gefühl, wenn man am Ende eines Arbeitstages das fertiggestellte Möbelstück vor sich stehen sah und daran den Erfolg seines Tages messen konnte. Richtig Spaß macht es dann, wenn man den gesamten Produktionsweg mit erlebt hat – beginnend mit dem im Sägewerk vorgeschnittenen Baumstamm, der auf dem Gabelstapler in die Tischlerei geliefert und dort über die große Säge geschoben wird. Weiter im Bankraum zum Möbelstück verarbeitet wird, bis es zur fertigen Oberfläche im Lackraum behandelt und dann quer durch Deutschland zur Montage beim Kunden gefahren wird.
Montagen Lifestyle
Genauso wichtig und nicht weg zu denken sind natürlich die Menschen mit denen man sich tagtäglich in der Werkstatt oder auf der Montage umgibt. Es ist definitiv ein Beruf für Teamplayer! Ziemlich cool wird es dann, wenn man 5 Tage zusammen auf einer Montage unterwegs ist, das gemeinsame Wochenziel vor Augen hat und nach getaner Arbeit den Feierabend in einer echt coolen Stadt wie Hamburg, Bremen, München, Berlin, Zürich oder Luxemburg verbringen darf. Ein tolles Gefühl nach körperlicher und geistiger (nicht zu unterschätzen!) Arbeit sich ein Feierabendbier im Münchner Biergarten zu gönnen!
Die Schulbank drücken
Nicht nur das Arbeiten an der Werkbank und auf den Montagen ist Teil der Ausbildung, auch das theoretische Wissen in der Berufsschule gehört dazu. Man lernt dort wirklich viele interessante Dinge über das Tischlerhandwerk. “Wie wird eigentlich eine Treppe konstruiert? Was unterscheidet einen Nadelbaum von einem Laubbaum und für welche Bereiche werden sie verwendet? Was sind eigentlich Holzwerkstoffe? Was gibt es für Holzverbindungen und wie stelle ich sie her? Und warum gibt es eigentlich so viele verschiedene Schraubenarten?” Dinge, die einem auch im Alltag weiterhelfen, wenn man gerne mal selber handwerklich aktiv ist.
Die richtige Wahl des Betriebes
Die Kombination aus Werkstattarbeit, Montagen und zwischendurch dem Bankdrücken in der Berufsschule waren für mich perfekt, um niemals das Gefühl eines eintönigen Arbeitslebens zu haben. Natürlich steht und fällt alles mit der Art des Betriebes. Da hatte ich großes Glück die Ausbildung bei der Möbelwerkstätte Schumann zu machen. Hier habe ich einen perfekten Betrieb gefunden, in dem ich sowohl die handwerkliche Praxis, als auch das menschliche Miteinander, was im Handwerk so wichtig ist gelernt habe. Beides umgesetzt in großartigen Projekten, von denen ich heute noch schwärme, hat meine 2,5 Jahre Ausbildung perfekt gemacht! Wenn ihr Lust habt, schaut mal auf der Homepage dieser Tischlerei vorbei, da sind einige Referenzen gezeigt (in denen sogar teilweise meine Arbeit steckt :-)).
So schön ist Handwerk
Um euch noch ein bisschen näher an meine Begeisterung für das Handwerk zu bringen und gerade den Frauen unter euch zu zeigen, wie “schön” das Handwerk auch sein kann, zähle ich euch hier mal meine Lieblingsprojekte während meiner Tischlerausbildung auf:
- Kiehl´s
- HARIBO in Bonn
- Villen in Hamburg und Köln
- L’ Oréal Düsseldorf
- Theater Heidelberg
- Privatwohnungen in München + Zürich
- Schokoladenmuseum Schweiz
- Banken und Shops in Frankfurt a.M.
Es ist einfach heute noch toll zu sehen, wenn ich durch eines der großen Kaufhäuser laufe und eine u.a. von mir gebaute Ladenfläche sehe oder ich mit jeder Packung HARIBO an meine Stunden in der HARIBO Zentrale Bonn erinnert werde.

Wenn man dann solch fertige Projekte sieht, stellt man fest, wie wichtig doch das Handwerk für alle Lebensbereiche ist. Stellt euch mal vor, es gäbe keine Tischler/innen?! Dann könnten wir nicht in so vielen schönen Läden shoppen, im Theater oder einer Oper der guten Akustik lauschen, kein Museum besuchen, am schönen rund geformten Tresen in der Bank stehen und schon gar nicht so schön wohnen und eingerichtet sein.
Das Gesellenstück- der Beweis
Zu guter Letzt und als Zeichen, dass ich wirklich eine gelernte Tischlerin mit handwerklichem Geschick und Gespür für Form und Farbe bin, präsentiere ich euch hier mein- ich wollte schon fast “Meisterstück” sagen, also mein Gesellenstück. Dies durfte ich sogar, ausgezeichnet mit der Note 1,0, auf der “Lust auf Luxus” Messe in Bonn im Kameha Grand Hotel ausstellen, an der sogar der derzeitige Bachelor Jan Kralitschka teilnahm und sich seine fesche Frisur an meinem Schminktisch richtete.
Mein Gesellenstück (2014) – ein Schminktisch mit rund geformter Makassar furnierten Platte, weiß lackierten und von innen gepolsterten Schubladen für Schmuck und Accessoires, gezinkten Eckverbindungen und einem “alten” Spiegel, neu lackiert und filigran eingesetzt.
Preis: unbezahlbar!
Wer neugierig ist, wie dieser runde Schminktisch entstanden ist, der muss sich noch bis zu meinem nächsten Beitrag über mein Gesellenstück gedulden.
Hieran sieht man auf jeden Fall, was man alles in der Zeit der Ausbildung lernt und zu was man am Ende tatsächlich mit seinen eigenen Händen fähig ist. Je mehr man sich engagiert und sich auch eventuell mal in seiner Freizeit in die Werkstatt stellt, desto schneller lernt man natürlich. Gerade in der Vorweihnachtszeit ist das ne tolle Sache, denn man kann ziemlich kreative Weihnachtsgeschenke bauen und damit auch noch Familie und Freunde überraschen. Oder man benötigt sowieso ein eigenes neues Möbelstück und baut sich das dann einfach selber!
Der Weg zur Tischlerausbildung
Wenn einige von euch nun Lust auf das professionelle Arbeiten mit Holz bekommen haben, aber sich noch nicht sicher sind, ob eine Tischlerausbildung wirklich das Richtige ist, dann habe ich hier noch ein paar kurze Tipps, wie ihr das am besten heraus findet:
- einfach mal zu einer Tischlerei in eurem Umkreis fahren und einen Blick hinein werfen
- dort mit den Leuten sprechen und sich von der Arbeit und den Projekten berichten lassen
- ein Praktikum machen!
- Bauzeitschriften und Tischlermagazine z.B. die BM lesen
- Am Tag der offenen Tür von Handwerkskammern teilnehmen
- sich einen Beratungstermin bei der Handwerkskammer machen
- einen Holzworkshop besuchen, um sein handwerkliches Interesse zu testen
- einen Schnuppertag in der Tischlerei machen. Gerade als Frau wichtig, ob man sich überhaupt in einem männlichen Arbeitsumfeld (meistens ist das ja so) wohlfühlt.
- wenn das alles noch nicht reicht: in den Wald gehen und einen Baum umarmen! 🙂
Wer darüber hinaus Fragen hat oder sich noch ein bisschen mehr mit dem Thema Tischlerausbildung beschäftigen möchte, kann mich gerne anschreiben.
Gutes Gelingen!

2 Comments
[…] Ich und mein Holz […]
Interessanter Artikel. Das ist kann man gut nachvollziehen, dass es Spass macht , wenn man den gesamten Produktionsweg miterleben kann. Schönes Bild vom vorgeschnittenen Baumstamm, der dann auf dem Gabelstapler in die Tischlerei geliefert wird. 🙂